Marokko – Roadtrip 2019

Kategorien Reisebericht, Reisen

 

 

Reisezeit 10 – 20 Mai 2019

Überblick

Wie hatten wir uns Marokko vorgestellt?

Wir haben viele Blogs der Reisenden durchgelesen, uns einige Vlogs angeschaut und uns so gut wie möglich auf die Reise vorbereitet. Marokko sollte bunt sein, aufregend, laut und vielfältig. Immer handeln sollte man! Den wenigsten vertrauen. Und immer auf seine Sachen aufpassen. An jeder Ecke einen Minztee trinken, auf die Zubereitung der Speisen achten. Mit Französisch sollte man da gut vorankommen. Und dann noch die Religion: Mehr als 98% der Bevölkerung gehören dem Islam an. Zu unserer Reisezeit ist Ramadan, und das hieß noch vermehrt auf die Äußerlichkeiten achten und eventuell mit einigen Nachteilen rechnen.

So kann man grob zusammenfassen, mit welchem „Wissen“ wir nach Marokko reisten.

Und wie war es tatsächlich?

Anfahrt

 

„Billigflieger“ sei Dank, kann man selbst nach Afrika für kleines Geld fliegen. Nur 4 Stunden dauert unser Flug von Köln nach Marrakesch. Am Menara Airport werden wir mit sommerlichen Temperaturen um die 30 Grad Celsius empfangen. Nach der Passkontrolle und einem neuen Stempel begeben wir uns zum Ausgang. Dort angekommen müssen wir natürlich erst einmal ans Geld kommen. Da wir am Flughafen keinen ATM entdecken können, wenden wir uns an eine Wechselstube. Der Wechselkurs ist nicht besonders und wir heben nur eine kleine Summe vom Konto. Die Währung in Marokko wird mit MAD abgekürzt. (1 MAD = 0,09 Euro oder 1 Euro ca. 11 MAD).

Das Land ist zwar nicht weit weg, aber die Vorteile des EU Roaming gelten leider nicht mehr, da sich Marokko in Afrika befindet! Wir kaufen uns also direkt am Flughafen eine SIM Karte. Wir entscheiden uns für eine Simkarte mit 10 GB Datenvolumen für 100 MAD / ca. 10€. Die Verkäuferin legt die SIM Karte in mein Handy und meldet es selber an, somit habe ich sofort die Möglichkeit sowohl Google als auch alles andere Nötige zu nutzen. Und Niko auch (mobiler Hotspot) und trotzdem haben wir nach den 10 Tagen nicht mal die Hälfte des Datenvolumens verbraucht. Fazit = 5GB hätten gereicht.

Eigentlich hatten wir geplant mit dem Bus vom Flughafen bis in die Stadt zu fahren. Wir haben die Bushaltestelle auch schon fast erreicht, als ein besonders freundlicher Taxifahrer es doch schafft uns zu überreden für wenig Geld uns zum Hotel zu bringen. Also setzen wir uns in ein Taxi, das schon über 600 Tausend Kilometer durchgefahren ist und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Vor uns ein alter Mann auf einer Karre, gezogen von einem kleinen, schniefenden Esel. Neben uns ein paar knarrende Roller-Motoren, hinter uns eine Kutsche mit Pferden. Willkommen in der Stadt der Berber, Schlangenbeschwörer und Gaukler. Alles wirkt so komplett anders – und wir sind froh, dass wir nicht selbst das Auto lenken müssen. Noch nicht.

 

 

Tag 1 Marrakesch

Unsere Unterkunft war das Hotel Almas. Der nette Taxifahrer bot uns an später nochmal vorbei zu kommen und uns zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren. Leicht überfordert sagen wir zu und vereinbaren eine Uhrzeit.

 

 

Das Zimmer ist sehr schön. Wir packen schnell die Badesachen aus und kühlen uns in dem Pool auf dem Dach schnell ab, machen uns frisch und sind pünktlich zur verabredeten Zeit vor dem Hoteleingang. Nur das Taxi nicht. Wir warten einige Minuten, aber dann machen wir uns auf den Weg zu der Bushaltestelle. Niko hatte sich immerhin gut vorab informiert, warum also warten.

Der Bus war schon überfüllt mit vielen Einheimischen, wir haben also nur einen Stehplatz – aber für den Preis von unter 1 Euro für 2 Personen ist es auf jeden Fall machbar. Wir steuern als erstes die Koutoubia-Moschee an, sie ist die größte Moschee von Marrakesch. Sie stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und ist damit eine der ältesten Moscheen Marokkos. 

 

Der Weg führt uns weiter zu dem wohl spektakulärsten Platz in Marrakesh – dem Djemma el-Fna. Schon aus der Ferne hören wir die orientalischen Melodien und Klänge der vielen Flöten der Schlangenbeschwörer, sowie lautes Trommeln und Gesänge. Neben vielen landestypischen Verkaufsständen wie Lederwaren, Lampen und Gewänder gibt es auch viele kleine Essensbuden, die alle das Gleiche anbieten, aber jeder behauptet das Beste zu haben. 

  

 

Und so stehen wir nun  – inmitten von Menschen, Gerüchen, Klängen, Moscheen, Märkten und vielen bunten Farben. Einiges finden wir interessant, zum Beispiel die Obststände mit dem frisch gepressten Orangensaft; die Kräuterverkäufer, insbesondere zu Haufen aufgeschichtete Minze; Niko will am liebsten eine schöne Lampe kaufen – nur mit dem Transport würde es schwierig werden. Ich finde die vielen runden Korbtaschen voll schön.

Einiges finden wir aber eher abstoßend: die Flötenspieler mit den Schlangen, die an einer Kette gehaltene Affen, so wie die dreist nach der Hand schnappenden Henna-Malerinnen. Auch die Restaurantbesitzer sind teilweise schon aufdringlich und laufen uns hinterher mit der Absicht uns unbedingt in ihr Restaurant zu bekommen.

Wir durchqueren einmal den Platz und suchen uns doch etwas abseits ein kleines Restaurant mit einer Dachterasse, das Taj´in Darna. Wir bestellen unsere erste Tijane, und beobachten das bunte und wuselige Treiben auf dem Platz, bevor wir uns auf den Rückweg in unser Hotel machen.

  

 

 

 

Tag 2 von Marrakesch nach Agdz – 270km

Nach dem leckeren Frühstück machen wir uns mit den Koffern auf dem Weg zu der Autovermietung Hertz. Wir haben diesmal über www.check24.de ein Mietauto gesucht und gefunden. Wichtig ist uns die Vollkasko-Versicherung mit Reifenschutz und Unterbodenversicherung. (Es hat sich ausgezahlt.) Mit den ausgedruckten Papieren läuft die Übernahme des Autos einwandfrei. Jeder Kratzer und jede Beule werden gemeinsam aufgezeichnet und dann können wir los. Schon lange keinen Benziner mehr gefahren, aber man verlernt es ja nicht.

Anschnallen, Navi an und los. Nachdem wir die Hauptstraße gekreuzt haben, sagte uns das Navi: links abbiegen. Noch leicht aufgeregt und nicht wirklich sicher im neuen Auto, folgen wir den Anweisungen. Und dann sehen wir hinter uns ein Auto näher kommen und uns überholen mit dem Zeichen: bitte anzuhalten. Jup, nach nicht mal 500m werden wir von der Polizei angehalten. Wir hätten eine durchgezogene Linie überfahren (die haben wir wirklich nicht gesehen) und sollen nun 400 MAD zahlen. Auch davon hatten wir vorher schon einiges gelesen, und wussten, dass man mit der Polizei auch verhandeln kann. Also den unschuldigsten Blick aufgesetzt, ein freundliches Lächeln und „Please, we start 5 min ago with our Roadtrip. Please, we don´t do it again.“ oder so ähnlich. Und ja, es scheint ein sehr netter Polizist zu sein. Er lässt uns weiterfahren, ohne zahlen zu müssen. 

Die ersten 50km kommen wir richtig gut voran, aber dann passieren wir eine riesige Baustelle, wodurch unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf 30km/h sinkt und das Auto sehr schnell die Farbe der Straße annimmt. Gerade als wir die Baustelle verlassen, werden wir wieder von der Polizei angehalten. Wir sind wohl über den Mittelstreifen gefahren. Sind wir es? Das wissen wir nicht. Aber es hilft ja nichts, wir werden mit dem Polizisten nicht auf französisch diskutieren können. Also erstmal die Tatsache akzeptieren, aber 400 MAD? Das scheint uns doch etwas viel. Ich weiß gar nicht was genau Niko dem Polizisten erzählt hat, zumindest müssen wir statt 400 MAD dann nur noch 100 MAD zahlen. Ok, ist ja nicht so viel, aber wenn das so weitergehen sollte, wird unser Urlaubsbudget schnell verbraucht sein.

Wir lassen uns aber davon nicht unsere Laune verderben. Vor uns liegen immerhin noch 2000km, also fahren wir weiter; versuchen jeden Streifen zu umfahren und bloß nicht vergessen zu genießen. Denn zum Genießen gibt es wirklich viel, hier nur ein paar Bilder:

 

 

 

Der bekannteste Ort in der Gegend ist das kleine und wie gemalte Ait Benhadou. Früher war es ein kleines Wüstendorf, dessen Geschichte weit zurück reicht. Heute steht das Dorf unter dem Schutz der UNESCO und gilt als Weltkulturerbe. Hier wurden einige bekannte Filme gedreht. Wir haben damit zwar wenig am Hut, Ait Ben Haddou wollen wir aber sehen, da es auf Bildern wie die perfekte Wüstenstadt ausschaut. Und es sieht auch in Realität malerisch aus.

Sobald man aus dem Auto steigt, kommen schon Männer an, die eine Tour anbieten. Wir wollen lieber das Ganze auf eigene Faust erkunden. Mittlerweile ist es schon 16 Uhr und wir haben Hunger. In einem kleinen Bistro bestellen wir eine Pizza „take away“ und machen uns damit auf Erkundungstour. Info vorab: Schilder gibt es dort nicht und wir wären fast in die falsche Richtung gelaufen. Von weitem konnten wir aber die anderen geführten Tour-Gruppen sehen, und so folgen wir in sicherer Entfernung.

 

 

Den Weg entlang versuchen die Einheimischen der Stadt ihre Souvenirs zu verkaufen…aber in der Ramadan-Zeit sind sie alle recht müde, so dass wir die meisten Verkäufer nur schlafend sehen. Insgesamt ist längst nicht so viel los, wie es meistens in den Berichten stand. Wird wohl auch an der Reisezeit liegen.

 

 

Ungefähr eine Stunde sind wir an diesem Platz, machen Fotos und bewundern die Aussicht. Dann fahren wir zu unserer Unterkunft, die mitten in einem Palmenhain liegt, checken ein und gehen dann noch einmal in die Stadt um etwas zu essen.

   

 

  

 

Zum Abendessen versuchen wir mal das typische Fastenbrechen- Essen. Sobald die Sonne untergegangen ist und das Gebet ertönt, essen fast alle das Gleiche:

Es ist eine marokkanische Suppe, ein Ei, herzhaft gefüllte Fladen und dann noch süßes Gebäck und Datteln. Uns hat es wirklich gut geschmeckt.

 

 

 

Tag 3  von Agdz nach Merzouga 300km

 

 

 

In dieser Unterkunft sind wir die einzigen Gäste, so haben wir den gesamten Garten ganz für uns alleine. Die nette Vermieterin kann leider nur französisch – also leider für uns, denn sie selbst findet es nicht so schlimm – sie erzählt uns eine Menge Geschichten, wozu wir dann ganz eifrig nicken, aber die Hälfte nicht verstehen. Nach dem Frühstück geht unsere Reise weiter…

 

Diese Landschaft fasziniert mich total. Das sieht ja wohl voll aus wie Afrika, oder? Mich würde nicht wundern jetzt noch paar Giraffen oder Elefanten zu sehen – aber nee- wir sehen nur Dromedare, Esel und Ziegen.

 

 

 

Was uns einerseits beeindruckt und andererseits schockiert, ist die „Handarbeit“, die die Marokkaner leisten. So viele Felder werden immer noch per Hand abgeerntet, oft sind es ältere Menschen, die trotz Hitze und Fasten eine Garbe nach der anderen binden und zusammenstellen.

 

 

Es ist so aufregend und spannend zu beobachten, wie aus einer Art Steinwüste immer mehr eine Sandwüste wird. Rechts und links auf den „Feldern“ sehen wir immer wieder kleinere Sandstürme und Mini-Tornados (natürlich ungefährlich!), aber auch frei lebende Kamele und Dromedare laufen uns, im wahrsten Sinne des Wortes, über den Weg.

Gegen Mittag erreichen wir unsere Unterkunft  Camel Trek Bivouac. Der Plan war eigentlich zunächst eine Nacht dort zu verbringen und am nächsten Tag in die Wüste aufzubrechen – diese Planung schmeißen wir allerdings schnell über den Haufen. Unser Vermieter möchte gern noch heute die Tour in die Wüste starten – zusammen mit einem Pärchen aus Italien. So wären wir nicht ganz alleine und könnten am darauffolgenden Tag unsere Reise fortführen. 

Uns gefällt der Plan und wir buchen die nächste Unterkunft einfach vor und für den Tag darauf buchen wir ungefähr in der Mitte der Strecke noch eine Unterkunft für eine Nacht.

Bis zur Abfahrt haben wir noch ca 2 Stunden Zeit, also gehen wir in die Stadt spazieren. Die Stadt scheint wirklich ausgestorben zu sein. Die Restaurants und Verkaufsbuden sind zwar geöffnet, aber die Verkäufer schlafen auf dem Boden. Wir wollten beide uns noch einen Schal kaufen und steuern wir einen Laden an, wecken den Verkäufer und dann fängt die Verhandlung an. Was mich interessierte war nur die Farbe. Für mich einen blauen Schal und für Niko einen olivgrünen, alles andere überließ ich Niko.

Und er hatte seinen Spaß. Ganz ehrlich – wen interessiert es wirklich ob der Schal 3 € oder 4 € kostet? Aber der Verkäufer macht so wunderbar mit – er schickt uns weg, dann holt er uns wieder zurück, zieht aus einem Koffer den besten, ganz anderen, teuren Baumwollschals heraus – aber andere Baumwolle, und so geht es immer weiter, bis ich eigentlich schon müde bin. Irgendwann einigen sie sich doch und wir zahlen 5,50€ für 2 Schals.

Den Restaurantbesitzer daneben wecken wir dann auch auf und lassen uns was leckeres zu Essen machen. Einfach kurios hier das Ganze.

Wüstentour 

Um 17:30 lässt die brennende Hitze etwas nach und die Tour kann beginnen. Der Besitzer lädt uns in seinen Jeep und wir schaukeln über etliche Schlaglöcher durch das Tor zur Wüste. Am Ende von Merzouga und vor Beginn der goldenen Sanddünen steht ein riesiges Tor, welches symbolisiert: Jetzt geht’s los. Unser Guide bindet uns nach unserer Bitte noch ganz professionell die Schals und wir steigen auf die Kamele.

Da die riesigen Tiere zuerst hinten aufstehen, muss man sich schon ordentlich festhalten, um nicht direkt zu Beginn einen Abflug zu machen. Unser Guide führt uns ganze 90 Minuten durch die Dünen und das Dorf Merzouga wird immer kleiner. Düne rauf, Düne runter und die Sonne neigt sich nach und nach. Absolute Stille! Aber so idyllisch es auch ist, ich habe 4G Netz und kann sitzend auf dem Kamel ne Story posten.

 

  

 

 

 

Um 19 Uhr trudeln wir dann im Camp ein. Sechs große Beduinen-Zelte sind im Kreis aufgebaut, die alle Platz für 4-6 Personen haben. Unser Guide schickt uns noch auf eine Düne, auf der eine Bank steht, von welcher wir den Sonnenuntergang genießen können. Danach heißt es erst einmal Teatime. Sehr süßer Minztee und etwas Gebäck bis die ersten Sterne am Himmel auftauchen. Wir schnappen uns zwei Matratzen und gehen auf die Dünen um die Sternenpracht in vollen Zügen zu genießen.

Zwar etwas spät aber lecker gibt es dann noch ein Abendessen. Ein riesiger Salat, eine sehr leckere Tajine und soviel Obst, dass wir fast eine Fruktose-Intoleranz bekommen hätten. Vom Essen her muss ich den Jungs echt 5 von 5 Sternen geben!!!

Ich hatte vorher schon gelesen, dass für die Touristen nach dem Essen etwas Show gemacht wird: Berberwitze und Berberlieder. Da wir nur zu viert waren, haben wir damit nicht gerechnet. Aber trotz des kleinen Publikums legen sich die drei Herren richtig ins Zeug. Es wird getrommelt und gesungen am Lagerfeuer bis wir gegen 23 Uhr schlafen gehen.

Tag 4 Wüstentour in Merzouga bis Tinghir 200km

Die Guides sagten uns, dass man um 5:00 Uhr in der Früh aufstehen müsse, um den Sonnenaufgang zu sehen. Wir haben beide nicht wirklich gut geschlafen, aber wir sind pünktlich wach. Zu unserer Verwunderung ist es schon etwas hell. Wir sind so ziemlich die ersten, die sich eine schöne Position auf einer Düne aussuchen. Nach und nach sieht man einzelne Leute der anderen Camps in der Umgebung mit ihren Kameras kommen. Wir setzen uns gemütlich hin und sehen zu wie sich die Sonne langsam erhebt. Echt ein schönes Erlebnis!

 

 

 

 

Um halb sieben gebt es Frühstück mit Ei, Brot und allem was das Herz begehrt.

Jetzt heißt es Rückritt. Es geht nun denselben Weg zurück, 90 Minuten auf dem Kamel und kurz im Jeep. Um halb 10 sind wir dann wieder an unserer “Unterkunft”, wo wir noch die Möglichkeit zum Duschen haben. Uns reicht es aber noch nicht mit dem Sand, wir wollen gern noch ein bisschen im Sand spielen. Also fahren wir wieder zum Beginn der Dünen.

  

 

 

Irgendwie schade diesen Ort schon so bald zu verlassen. Aber wir wissen ja, dass in den folgenden Tagen noch so viel auf uns wartet. Also verabschieden wir uns von dem Sand und den heißen Temperaturen und machen uns weiter auf Entdeckungstour.

 

Zwischen der Wüste und dem Atlas Gebirge haben sich beeindruckende Schluchten geformt. Die bekanntesten Schluchten sind wohl die Todra- und die Dades-Schlucht. Hier sind die Felswände teils so eng beieinander, dass keine zwei Autos nebeneinander Platz haben.

Wir steuern erst einmal unsere Unterkunft an, die liegt nämlich keine 5 min von der Todra-Schlucht entfernt. Dort angekommen sind wir einfach sprachlos. Diese Unterkunft übertrifft eindeutig unsere Erwartungen.

 

 

Es ist nicht nur das saubere Hotel, die wunderschöne 360° Rundumansicht, nicht nur der Pool und die Palmen; es sind auch die Menschen, die äußerst zuvorkommend, freundlich und einfach angenehm sind. Wir fühlen uns direkt wohl hier, bestellen uns ein leckeres Abendessen vor und fahren erst einmal weiter zu der Todra Schlucht.

Wir parken das Auto kostenfrei am Ende der Schlucht und spazieren dann gemütlich flussabwärts. Die gigantischen Felsen die rechts und links an uns hochragen, sind überwältigend und es scheint kaum vorstellbar, dass dieser kleine Fluss eine derartige Schlucht ausgewaschen hat. Wir beobachten zwei Kletterer, die sich an einer Steilwand versuchen; sehen viele Einheimische, die diese Nachmittagszeit für ein Nickerchen im Schatten der Felsen nutzen und staunen.

 

  

    

 

 

Am Abend gehen wir noch etwas in den Gärten in der Nähe des Hotels spazieren und bekommen gegen 20 Uhr ein leckeres Abendessen draußen serviert.

 

 

 

Tag 5 Tinghir bis Aït Tamellil 260km ( laut Google 5 Stunden- tatsächlich waren es mehr)

Nach einem wirklich sehr leckerem Frühstück legen wir uns erst mal an den Pool genießen die Zweisamkeit. Es ist sonst keiner da und die Umgebung ist einfach toll, also zögern wir die Weiterfahrt noch etwas hinaus.

Wieder im Auto wollen wir erst einmal uns die Dades Schlucht anschauen. Der Weg dahin geht durch mehrere Dörfer und kleine Ortschaften. Auch hier bleiben wir immer wieder stehen, um ein paar Bilder zu machen.  An so einer kleinen Pause kommt ein Junge angelaufen und fragt nach „Bonbon“. Gut dass Niko an so etwas gedacht hat und einen Tüte voll Lutscher mitgenommen hatte. So können wir dem Jungen einen geben und dann kommt auch schon seine Schwester angelaufen, die natürlich auch einen möchte.

 

 

Im Navi muss man den Ort „Amouguir“ angeben um diese schöne Strecke zu sehen. Kurve um Kurve schlängeln wir uns hoch, froh keinem entgegenkommenden Auto zu begegnen. Oben angekommen ist ein Restaurant mit vielen Terrassen und einen gigantischen Blick auf die Strecke und auf die Felsen drum herum. Dort können wir die tollen Bilder machen und auch die Toilette aufsuchen. Etwas abseits gibt es auch einen Orangenstand – im Gegensatz zu dem Restaurant, ist hier absolut nichts los. Der Besitzer baut fleißig an seinem Haus, aber als er uns sieht, kommt er direkt zu uns und serviert uns dann leckeren, frisch gepressten Orangensaft.

 

 

Im Navi wird jetzt die kommende Unterkunft eingegeben: ca 200km und wir so:

„Ja gut, es könnten auch 4 Stunden werden, wer weiß wie die Straßen sind.“

Die ersten Kilometer sind super einfach und sogar schnell zu fahren. Rechts und links nichts außer fantastischen Bergen im Hintergrund.

 

nach ca 50km wird die Straße etwas holpriger, und wir denken ganz naiv – oh, das ist also die schlecht befahrbare Strecke.

Wieder sehen wir viele schöne Berge – die jetzt wieder komplett anders aussehen, aber auch wunderschön sind. Immer wieder staunen wir wie unterschiedlich Gott die Natur erschaffen hat. Und wir sind tatsächlich größtenteils alleine auf der Strecke – zwischendurch machen wir eine Pause und legen uns auf einen Berg um den Rücken zu entlasten. Der Wind weht recht stark, aber selbst auf den über 2000m hohen Bergen ist es richtig warm.

Und dann verändert sich die Straße wieder. Die Schlaglöcher werden größer, die Straße immer enger und vom Asphalt ist teilweise nichts mehr zu sehen. Einerseits sehen wir diese wunderschöne Natur, aber nach einiger Zeit fixiert unser Blick eigentlich immer mehr die Straße.

  

 

Zwischendurch passieren wir einige Dörfer, wobei „Dorf“ etwas übertrieben ist. Es sind einige Häuser, die furchtbar vernachlässigt und schmutzig aussehen. An den Zäunen und am Wegesrand ist immer wieder viel Müll zu sehen. Die Menschen schmeißen den Müll einfach aus dem Fenster. An den Häusern stehen auch keine Autos; die Menschen, die wir treffen sind eher mit Esel oder zu Fuß unterwegs. Laut Navi muss die Unterkunft in ca 50km sein, aber die letzten Kilometer ziehen sich endlos dahin. Die ganze Strecke entlang sehen wir keine Tankstelle und auch sonst kein Laden oder ähnliches.

Als wir so weiterfahren, kommen uns einige Kinder entgegen. Keine Ahnung, wie oft dort ein Auto vorbeikommt, aber die Kinder wissen scheinbar, dass die Autofahrer mehr haben als sie selbst. Also umrundeten sie unser Auto und betteln. Wir hatten ja noch Lutscher im Auto, also lasse ich etwas mein Fenster herunter. Da schießen auch schon alle Hände direkt in das Auto und versuchen nach allem zu greifen, was da ist. Ich verteilte die Lutscher, bis keiner mehr da war, aber die Kinder wollten mehr. Wir müssen wirklich einfach losfahren, sonst wären sie wahrscheinlich ins Auto gestiegen. Mein Herz klopft wie verrückt. Einerseits diese gierigen Augen zu sehen, die bettelnde Hände zu sehen … aber andererseits wirklich unverschämt nach allem greifbare Hände… erschreckend. Einfach nur erschreckend. Ich bin so froh, dass Niko endlich Gas gibt. Auch wenn die Kinder uns hinterher laufen.

Bei der Weiterfahrt passiert es auch paar mal, dass die Erwachsenen aus ihrer Sitzposition aufspringen und auf unser Auto zukommen. Der Gedanke, vielleicht das Auto von innen abzuschließen, kommt immer wieder. Aber leider geht es nicht. Niko versucht mich immer wieder zu beruhigen und laut dem Kilometerstand kommen wir unserer Unterkunft immer näher – aber ich denke nur – wie soll ich in so einer Gegend bloß schlafen?!

Und dann erreichten wir die Stadt (haha – das war nicht mal ein Dorf) und der Vermieter läuft uns schon entgegen. Scheinbar hat er auf uns schon gewartet. Gegenüber sitzen einige Männer auf der Straße und beobachten wie Niko auf einem – mit Steinen aufgeschütteten- Parkplatz das Auto abstellt.

                     

Ein Blick aus unserem Fenster.

 
die Inneneinrichtung

Alles ist frisch gestrichen – in rosa. Es riecht extrem nach Farbe. Das Bett quitscht und knatscht bei jeder Bewegung. Aber der Vermieter ist so sehr bemüht uns so gut wie möglich zu versorgen. Er kocht uns ein Abendessen. Die Reissuppe kann ich einfach nicht essen – aber Niko findet sie ganz gut. Auch eine Tajine hat der liebe Mann für uns gekocht. Die ist wirklich lecker – aber mein Kopf ist so erfüllt von all den Eindrücken und Erlebnissen, ich kann einfach kaum ein Bissen herunterbekommen. Ich bete an diesem Abend mehr als sonst. Eindeutig mehr. Da es im Zimmer so stark nach Farbe und neuer Matratze riecht, müssen wir das Fenster offen lassen. Und von draußen hören wir bis mitten in der Nacht die Männer singen, beten und reden. Was soll ich sagen – irgendwann schlafen wir doch tatsächlich ein.

Tag 6 von Aït Tamellil bis Ouzoud 100km

Am Morgen – nach dem Blick aus dem Fenster (ja, das Auto stand immer noch da) –  geht es mir schon etwas besser, und das Frühstück auf der Terrasse ist wirklich reichlich und gut. Bis zur nächsten Tankstelle sollte es – laut dem Vermieter – noch ca 50km sein. An unserer Tankanzeige heißt es am Abend, dass wir noch gute 90km fahren können.

Schnell sind die Sachen gepackt und wir fahren wieder los. Die Straßenverhältnisse sind auch weiter nicht gut und vor allem die Sorge um den fast leeren Tank (laut der Anzeige doch nur noch 60km) treibt uns vorwärts. Berghoch geht die Tankanzeige rasant runter, bergrunter klettert sie wieder hoch und die Kilometer ziehen sich immer weiter. Irgendwann bleibt die Tankanzeige auf „noch 0 km“ stehen und wir können nur noch beten. Wir wissen nicht, was schlimmer wäre: Stehenbleiben an einem Platz wo Menschen sind oder doch eher wo keine Menschen sind. Fakt ist: Gott erhört unser Gebet und wir rollten bis zur Tankstelle. Erst dann können wir wirklich aufatmen.

 

Jetzt wo der Tank wieder voll ist, sehen wir auch wieder die schöne Natur und die vielen Esel.

Die Straße sind besser geworden und so kommen wir gegen 11 Uhr in Ouzoud an.

Als wir näher zu der angegebenen Adresse kommen, laufen schon Parkboys hinzu und zeigen uns den passenden Parkplatz. Ca 2 €/ pro Tag müssen  wir bezahlen, aber der Parkplatz ist halt bewacht und wird für die Nacht abgeschlossen.

Das Hotel hat die perfekte Lage für diese Gegend. Es liegt quasi über dem Wasserfall, so dass wir die komplette Gegend zu Fuß erkunden können. Auch die Inneneinrichtung ist marokkanisch schön. Gut, die Badewanne ist gewöhnungsbedürftig, und wenn man durch die Toilettentür gehen will, muss man sich bücken, aber es ist so urig. Uns gefällt es.

Sobald man aus dem Hotel kommt, hört man schon den Wasserfall. Lustigerweise gibt es keine Schilder – der Hotelmanager hat uns zwar erklärt, dass es da einen Rundweg gibt, aber den zu finden ist schwerer als gedacht. Und in jeder Sackgasse ist ein kleiner Verkaufsladen – quasi wenn man schon da ist, könnt man ja…

Hier und da kommen auch Marokkaner und versuchen sich als Guide anzupreisen. Aber nein, wir entdecken gern selbst neue Wege. Glücklicherweise gehen wir auch mal falsch und entdecken eine Affenfamilie. Gut dass wir ein paar Käsestangen haben, denn so wird schnell Freundschaft geschlossen.

    

 

Einige Irrwege weiter kommen wir ganz unten an. Wichtig zu erwähnen wäre hier, dass man die Mittagszeit doch meiden sollte. Kurz nach 12 kommen die ersten Reisebusse aus Marrakesch an und dann wird es wirklich voll. Wir erkunden die Gegend und kommen am Nachmittag gegen 16 Uhr wieder. Nun sind fast nur Einheimische Kinder und Jugendliche dort. Niko schließt schnell Freundschaft mit denen, klettert und springt an den schönsten Stellen. Die Bootsfahrt bis zum Wasserfall ist wirklich günstig und wenn man den richtigen Guide erwischt, fährt er das Boot fast komplett unter den Wasserfall. Wir sind komplett nass geworden.

  

Unser Abendessen lassen wir uns im Hotel servieren. Es gibt auch einige Restaurants in der Gegend, aber während dem Ramadan ist dort nicht all zu viel los.

Tag 7 von  Ouzoud nach Essaouira 350 km

Nach einem wirklich leckeren Frühstück checken wir aus – wichtig zu erwähnen wäre, dass im Hotel nur Barzahlung angenommen werden. In vielen Hotels in Marokko wird beim Buchen zwar nach der Kreditkarte verlangt, aber nach dem Aufenthalt möchten die meisten doch lieber Bargeld. Grundsätzlich ist es ja auch nicht schlimm, nur schöner wäre es vorher davon zu wissen.

An diesem Tag haben wir eine weite Strecke vor uns und müssen durch Marrakesch durch. Das ist die einzige Stelle, an der es sehr viel Verkehr gibt, insgesamt kommen wir aber gut durch.

Auf dem Weg nach Essaouira sind die Straßen umgeben von Arganbäumen. Die Argannüsse werden zu Cremes und Öl verarbeitet und überall an der Straße verkauft. Auch den Ziegen schmecken die Nüsse und die klettern dann gern auf die Bäume ( So heißt es zumindest, und auf einem Baum sahen wir es auch so, allerdings saßen da die Hirten, die für jedes Foto abkassierten. Wie weit es also nur gestellt ist, bleibt ungesagt).

Unsere Unterkunft – das Palazzo Desmoda – liegt in der Medina, so dass wir das Auto außerhalb der Medina abstellen müssen. Auch hier wird abkassiert, ungefähr 2€/Tag. Nach dem Einchecken gehen wir erst einmal uns die Umgebung anschauen.

Die Medina wird von einer alten Stadtmauer begrenzt. Einige Gassen sind total abgelegen und unbewohnt, in anderen herrscht viel Betrieb. Kaum verlässt man die Medina und geht Richtung Meer, merkt man erst wie windig es ist.

 

Der Blick vom Hafen auf die Stadtmauer gehört zu den beliebtesten Fotomotiven. Überall kreisen die Möwen und warten auf die Fischer in ihren blauen Booten, die mit ihrem Fang zurückkehren.

Fast direkt neben dem Hafen beginnt der Strand, der sich über mehrere Kilometer erstreckt.  Und hier wird der Wind schon richtig unangenehm, er peitscht den Sand gegen die Beine, hinterlässt Spuren auf Kleidung und allem anderen und man bekommt ihn auch zu schmecken. Ob man will oder nicht. Aber der Wind ist genau richtig fürs Kiten.

Tag 8 von Essaouira nach Taghauzout 160 km

Für die frühen Morgenstunden bucht Niko einen Privatkurs für 2 Stunden. Der Privatlehrer „Hamza“ von EXPLORA WATERSPORTS ist richtig klasse und Niko kann richtig gute Fortschritte machen.

 

 

 

In dem Laden des Anbieters gibt es auch Duschmöglichkeit, so kann Niko müde aber frisch geduscht weiterfahren. Für unser nächstes Ziel müssen wir nur einige Kilometer am Meer entlang weiterfahren.

 

Kleine Pause unterwegs

 

vorbei an Kamelherden

 

und Bananenplantagen

bis wir in die kleine Surferstadt Taghazout ankommen. Das ganze Jahr über gibt es hier die Sonne, Wellen und Atlantikbrise. Unter den Surfern gehört Taghazout auf jeden Fall zu den besten Spots der Welt. Hier erlebt man eine gelungene Mischung aus Kultur, Sonne, Strand und oft perfekten Wellen.

Schon bei unserer Ankunft sehen wir die vielen Surfer quer über die Straße, mit Brett unterm Arm, laufen. Andere sitzen in einem der Cafés und wieder andere sind damit beschäftigt, ihre Surfboards zu wachsen. Hier in Taghazout geht es ruhig zur Sache, nur keine Hektik.

Unser Hostel liegt in der zweiten Reihe, aber von der Dachterrasse kann man das Meer sehen und zu Fuß sind es kaum 5 min bis zum Strand.

 

Wir spazieren durch das Städtchen, das eigentlich aus nur zwei oder drei Straßen besteht und finden es sehr schön. Ruhig, nicht so touristisch und der Blick aufs Meer ist einfach atemberaubend.

Negativ finden wir zwei Sachen. Zum Einen wird an jeder Ecke Hasch angeboten. Zwar nicht aufdringlich aber doch immer und immer wieder. Zum Anderen sind es die freilaufende Tiere. Liegend am Strand habe ich 13 Hunde gezählt, die dort rumliefen. Und im Restaurant kamen immer wieder die Katzen und sprangen uns auf dem Schoß und auf dem Tisch.

Trotzdem 100prozentige Restaurantempfehlung: l´Auberge  hotel-cafe

 

 

 

Den Abend lassen wir am Meer ausklingen. Der Strand ist endlos weit mit flachem Wasser, in dem sich die untergehende Sonne spiegelt.

Tag 9 Taghauzout 

Für den heutigen Tag haben wir einen Surfkurs gebucht. Also Niko zum Surfen und ich zum Zuschauen. Wir gehen mit dem Hostelbesitzer zu einem HABO Surfshop, an dem jeder Teilnehmer sich seinen Surfanzug und Board leihen kann. Wir sind ca 7 Personen im Bus und werden zum ANZO Strand gefahren. Dort warten 3 Surflehrer auf die Gruppe. Es wird ein Sonnenschirm aufgestellt und ein paar Teppiche ausgelegt und der Spaß kann beginnen…

 

Mit im Preis enthalten sind nicht nur die 6 Stunden Unterricht, sondern auch ein Mittagessen und Snacks für zwischendurch. Niko ist wirklich sehr erfolgreich auf dem Brett und hat viel Spaß. Aber es zerrt auch an seinen Kräften, so dass er abends total übermüdet und erschöpft ist.

Tag 10 von Taghauzout nach Marrakesch 280 km

Unser Auto müssen wir um 11.30 Uhr abgeben, deshalb wollen wir schon sehr früh los. Unser Hostelbesitzer bereitet uns schon um 8 Uhr ein Frühstück zu und gegen 8.30 Uhr sind wir los. Den größten Teil der Strecke fahren wir über die Autobahn, was uns wirklich schnell voranbringt. Angekommen in Marrakesch geht es erst zur Tankstelle und dann in die Waschstraße, beides nur 5 min von der Autovermietung entfernt. Das Auto waschen vor der Rückgabe ist Pflicht und kostet wirklich nicht viel und ist schnell gemacht.

Dann geben wir das Auto ab und zu Fuß gehen wir zu unserem Hotel, checken ein und machen uns auf dem Weg zum Jardin Majorelle.

Im Jardin Majorelle  wachsen Pflanzen aller fünf Kontinente, unter ihnen sind besonders viele Kakteen, die zum Teil so riesig sind, dass sie wie Bäume aussehen. Betritt man das Majorelle-Gelände, so bemerkt man zuerst die vielen Vogelstimmen und merkt, wie wenige Vögel man zuvor in Marrakesch gehört hat. Im Zentrum des Gartens steht ein plätschernder Springbrunnen.

   

 

Im Jardin Majorelle befindet sich außerdem ein kleines Museum, in dem islamische Kunst, volkskundliche Fundstücke sowie Malereien von Jacques Majorelle ausgestellt werden (kann man sich anschauen, muss man aber nicht). Insgesamt verbringen wir eine Stunde im Garten und nehmen dann einen Bus um in die Medina von Marrakesch zu kommen. Wir haben noch den halben Tag Zeit und wollen noch so viel wie möglich sehen.

Wir kauften eine Melone und lassen sie uns direkt in Scheiben schneiden und schlendern durch die Medina.

Es sind sehr viele Menschen unterwegs, gerade in der Nachmittagszeit wollen scheinbar alle noch den täglichen Bedarf an Nahrungsmittel einkaufen. Je weiter wir hineingehen, desto enger wird es. Teilweise werden auf einem schmalen Weg links die Roller repariert, rechts Gebäck hergestellt und dazwischen strömen viele auf Rollern, einige zu Fuß und einige auch auf einem Esel durch die Straßen.  Ab und zu werden wir auch angesprochen, meist winken wir ab, aber einem Mann scheint es wirklich nur darum zu gehen mit uns zu plaudern. Und ja, er möchte wissen, ob wir denn schon eine Gerberei gesehen hätten. Nur noch heute könnte man eine besichtigen, er würde uns gern den Weg zeigen. Und nein, bezahlen brauchen wir ihn nicht. Er ist doch ein Freund, und hat außerdem einen Bekannten in Hannover wohnen. Das verbindet doch irgendwie. Wir lächeln und ziehen eine Augenbraue hoch, ob das wohl so stimmt. Aber eine Gerberei wollen wir uns sowieso  anschauen, warum also nicht jetzt am letzten Tag.

Unser „Hannover-Mann“, wie Niko ihn nennt, führt uns zur Gerberei. Er öffnet die Tür und da steht schon jemand und wartet auf uns – was für ein Zufall. Unser netter Führer verabschiedet sich von uns und wirklich – er betont noch einmal, dass er absolut kein Geld von uns will.

Von dem Herrn in der Gerberei bekommen wir Minze in die Hand gedrückt: „marokkanische Gasmaske“ nennt er es. Er spricht erstaunlich gut Deutsch und erklärt uns jetzt, wie hier gearbeitet wird.

 

 

Auf dem Boden ausgebreitet liegen verschiedene Tierfelle. Diese werden erst einige Wochen eingeweicht, dann enthaart, gebleicht und dann in verschiedensten Farben gefärbt.

 

 

Es ist buchstäblich ATEMBERAUBEND und wir sind froh den Hof wieder verlassen zu können. Aber es geht weiter, denn immerhin sollen wir doch sehen, was aus dem Leder alles hergestellt werden kann. Unser „Hannover-Mann“ ist auch schon zur Stelle und führt uns in einen Lederladen (wir wundern uns ein bisschen, das der Gerber kein Geld von uns verlangt hat, denn davon hatten wir doch gelesen…)

 

In dem Ledergeschäft sind Taschen, Schuhe, Sitzsäcke, Gürtel und vieles andere. Der Verkäufer kann wirklich gut Deutsch und erklärt uns die Herstellung und Verarbeitung all der Ware. Er scheint begeistert davon zu sein, und überzeugt auch uns Gürtel zu kaufen, die mindestens 100 Jahre halten werden. Auch eine Handtasche – ein Unikat – erwerben wir hier, nachdem Niko wieder sein Verhandlungsgeschick beweist.

Ganz zufrieden mit dem Einblick in die Herstellung und Verkauf wollen wir weiter. Aber da ist unser „Hannover-Mann“ schon wieder zur Stelle. Im Keller ist nämlich noch ein Gewürz-Geschäft, wir sollten doch auch dort einen Blick riskieren. Wir gehen mit, aber hier bleiben wir standhaft. Wir schauen uns um, bedanken uns und gehen.

Und dann werden wir überrascht. Vor der Tür steht unser „Hannover-Mann“ und der Gerber und halten die Hand auf. Das Ganze muss doch jetzt bezahlt werden. 200 MAD werden verlangt (20€). Es ist aber unser letzter Tag und unser Portmonee ist fast komplett leer. Wir können ihnen nur 100 MAD geben, und auch wenn sie mit dem Geschäft nicht so ganz einverstanden sind, lächeln wir und verabschieden uns.

Mit leeren Portmonee, aber vollem Kopf von all den Eindrücken machen wir uns auf dem Weg zum Hotel. Eine Begebenheit möchten wir aber noch erzählen. Auf dem Weg ins Hotel machen wir eine Pause und genießen unsere Honigmelone. Sehr lecker ist sie, und auch sehr saftig. Der Saft läuft uns die Hand entlang – und da kommt ein Marokkaner auf uns zu, reicht uns einige Servietten, lächelt uns zu und geht weiter. Das brauchten wir am Ende der Reise. Zu sehen, dass nicht alle Marokkaner nur auf Geld aus sind, die Touristen nur ausnehmen wollen und so weiter. Nein, es gibt auch hier freundliche Menschen, helfende Menschen… Eine schöne Erfahrung.

Fazit der Reise? Absolut sehenswert! Die Natur, die Schöpfung Gottes ist in diesem Land so so vielfältig. Wir sahen die Sandwüste (mein Highlight), die unterschiedlichsten Gebirge, mal schwarz, mal grau, mal rot, mal gelb oder auch mal grün, wir sahen Wälder mit Palmen, Felder mit Weizen und all das hat Gott gemacht. Fantastisch.

Wir sahen verschiedene Tiere. Meistens zur Freude, manchmal zum Schreck.

Wir sahen die unterschiedlichsten Menschen, manche sind reicher als wir. Sie leben in wunderschönen Häusern und haben jeden Luxus den sie möchten, andere leben in Lehmhütten und scheinen nicht mal genug zum Essen zu haben; sind von Müll umgeben und müssen wirklich hart arbeiten. Das alles hat uns die Augen wieder neu geöffnet, für das was wir haben und das was wichtig ist.

 

 

 

STEIGST DU NICHT AUF DIE BERGE, SO SIEHST DU AUCH NICHT IN DIE FERNE. Sprichwort aus China

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